Deet wo du wohnsch
Über die Aufführung
Der französische Soziologe Pierre Bourdieu zeigte in Die feinen Unterschiede auf, dass Geschmack nichts Individuelles darstellt. Geschmack, im Sinne des ästhetischen Empfindens und Lebensstils, ist immer etwas gesellschaftlich Geprägtes. Der eigene Geschmack ist von der eigenen sozialen Herkunft vorbestimmt und wird von dem Umfeld, in dem man sich bewegt, geprägt. Was wir essen, trinken, die Musik die wir hören, alltägliches Handeln, unser Kleidungsstil und unsere Wohnungseinrichtungen, selbst Sprache und Gesten sind vor- geprägt und nicht vollkommen frei gewählt. Demzufolge sagen auch unsere Vorurteile und Zuschreibungen Anderen gegen- über mehr über uns selber und unsere soziale Lebenswelt aus als über die gemeinten Personen.
In der Inszenierung Deet wo du wohnsch kommen drei junge Frauen nach dem Shoppen zu spät in die Schule. Was nach einem Klischee tönt, entwickelt sich zu einer Abrechnung mit den geschmacklichen Prägungen ihrer Mitschüle:innen in der nicht nur Kleidungsstile unter die Lupe genommen werden... Geschmackliche Vorlieben werden wenig hinterfragt zur Schau gestellt, sodass schlussendlich die Frage im Raum steht, warum wir eigentlich das ausgeprägte Bedürfnis besitzen, auf Geschmacksurteile zurückzugreifen. Ob wir das, was wir schön finden, überhaupt wirklich schön finden. Was das Eigene mit dem Anderen zu tun hat und das Andere mit dem Eigenen. Was übrig bleibt ist das, was wir projizieren und die Frage, ob nicht alles auch ganz anders aussehen könnte.
Kursleitung und Konzept
Jelena Moser
Spiel
Ylenia Buchli, Lia Cosi, Norina Signorell
Bühne und Kostüm
Jelena Moser
Dramaturgische Beratung/Mitarbeit Texte
Simone Brander
Produktionsleitung
Brigitte Balzer
Aufführung
16/17. Mai 2024 um 19.30, Kulturhaus Chur
© Fotos: Yanik Bürkli